Die Schwalben

von Barbarossa

 

Die Schwalben

So, die Schwalben sind weg!

Müssen irgendwann diese Woche abgereist sein.

Bei uns am Haus -also als ich Kind war- hatten wir immer ganz viele Schwalbennester. Vom Fenster aus konnte ich immer hochgucken, und sah keine anderthalb Meter entfernt die kleinen Schwälbchen und ihre orangefarbenen Schnabelinnenseiten. Oder auch ihre kleinen Ärschchen, wenn sie -plupp- mal mussten. Das machen nämlich auch die Kleinen schon zum Nest hinaus.

Allerdings hatten die Schwalbeneltern Angst das Nest anzufliegen, wenn ich am Fenster saß, und so schimpfte meine Mutter immer mit mir.

Die Schreie der Schwalben, ja so kann man es bezeichnen, die sie gerade abends in der letzten Stunde vor dem Sonnenuntergang ausstoßen, während sie waghalsige Flugmanöver durchführen und man meint, sie würden sich des Lebens voll erfreuen und den vergehenden Tag loben, begleiteten mich in allen Sommern meiner Kindheit in den Schlaf.

Vor unserem Haus wiederum, und genau vor unserem Badfenster, verliefen Stromleitungen. Und dieses Stück Stromleitung scheint der Sammelpunkt aller Schwalben der Umgebung gewesen zu sein. Zwei Tage dauerte das Spektakel. Irgendwann im Herbst. Zwei Tage, an denen mehr und mehr Schwalben auf den Stromleitungen zu sehen waren. Ab und an erhoben sich ein paar kleine Schwärme, kehrten aber wieder zurück. Und dann, auf irgendeinen Befehl hin erhoben sich alle Schwalben und flogen gen Süden.

Drei große Hindernisse überfliegen sie dabei. Drei Hindernisse, von denen ein Einziges schon dem Menschen ohne Technik unüberwindbar ist.

Die Alpen.

Das Mittelmeer.

Die Sahara.

Fliegt dahin, kleine Schwalben. Und kehret gesund zurück.

Möge der Frieden in Euren kleinen Seelchen auch uns ergreifen.